Beweglichkeit ist immer eine Kombination aus Bewegungsradius, Bewegungskontrolle und Kraft
Um die Beweglichkeit (engl. Mobility) zu verbessern, sollte man sich effizient bewegen können. Bei einer Einschränkung im Bewegungsradius müsste das Gewebe gedehnt werden, denn eine
eingeschränkte Dehnfähigkeit kann den Bewegungsradius reduzieren. Zum anderen kann die Ursache auch in einer hohen Muskelspannung liegen. Diese kann aktiv oder passiv entstehen. Passiv, weil sich
der Muskel an eine Gewohnheitshaltung anpasst. Aktiv, weil sich ein Muskel aufgrund von Spasmen oder einer permanenten Anspannung verkürzen kann. Beide Arten von Verkürzungen reagieren auf
unterschiedliche Dehnungsübungen, auf das Faszienrollen oder andere Gewebe-Mobilisationstechniken.
Sollte man dann in erster Linie dehnen, um beweglicher zu werden?
Die Frage ist, was wollen wir erreichen? Dehnen oder das Rollen mit der Faszienrolle macht Sinn, wenn wir eine
bestimmte Aufgabe oder Bewegung im Sinn haben, für die ein elastischeres Gewebe hilfreich wäre.
Aber es gibt auch eine aktive Komponente der Beweglichkeit. Um die Funktion eines Muskels im aktiven Bewegungsradius zu verbessern, benötigen
wir Kontrolle und Kraft. Dies kann nicht durch passive Maßnahmen erzielt werden.
- Um den Effekt einer passiven Gewebemobilisation in einen größeren Bewegungsradius umzusetzen, benötigen wir gezielte Kraftentfaltung im neu gewonnen Bewegungsbereich, um diesen nutzbar zu machen.
- Wir müssen also im neu gewonnenen Bewegungsbereich trainieren, um diese feine Abstimmung zwischen Bewegungsradius und Bewegungskontrolle in eine dauerhaft verbesserte Beweglichkeit umzusetzen.
Wie steht es um die Stabilität?
Genau genommen sind die Übergänge von Beweglichkeit und Stabilität fliessend.
Von einem anatomischen Standpunkt aus betrachtet, sehen wir Beweglichkeit und Stabilität als gegensätzliche Pole innerhalb einer Einheit an.
- So haben einige Gelenke eine Struktur, die mehr Beweglichkeit erfordert, wie zum Beispiel die Schulter.
- Während andere Gelenke, wie beispielsweise das Knie, mehr Stabilität benötigen.
Betrachtet man die Frage von einem funktionellen Gesichtspunkt aus, ist das Gegenteil der Beweglichkeit jedoch nicht die Stabilität. Denn Beweglichkeit kann auch in einem stabilen System
vorhanden sein. Ausserdem kann Hypomobilität (= eingeschränkte Beweglichkeit) auch in einer Instabilität enden, nämlich aufgrund von einer nachlassenden Fähigkeit Kraft zu entfalten.
Jedes Gelenk, genauso wie die kinetischen Ketten im Körper, benötigen eine ausbalancierte Kombination von Beweglichkeit und Stabilität, irgendwo zwischen den Extremen der Steifigkeit und der
Überbeweglichkeit.
Aber Vorsicht bei Hyopermobilität und Hypomobilität
Beides, Hypermobilität (Überbeweglichkeit) und Hypomobilität (Steifigkeit), kann in einem instabilen Zustand enden.
- Hypomobilität schlägt sich häufig in der Unfähigkeit nieder, eine gewünschte Bewegung einzunehmen, während
- Hypermobilität sich eher darin zeigt, eine bestimmte Bewegung nicht kontrollieren oder eine ungewünschte Bewegung nicht vermeiden zu können.
So kann eine in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Schulter keine achsengerechte Überkopfposition einnehmen. Eine überbewegliche Schulter ist nicht fähig den Arm in einer achsengerechten Position
stabil zu halten oder eine überlastende Position am Bewegungsende zu vermeiden. Es kommt also auf ein dosiertes und gezieltes Beweglichkeitstraining an. Wir
helfen Ihnen gerne dabei Ihre Balance zu finden.
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